Thema: Des is ma "heda" wurscht (OÖ).

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Des is ma "heda" wurscht (OÖ).
22.12.2022 von alles

Hallo allerseits,

bei uns im Innviertel hört man gelegentlich dieses vorangestellte "heda" als Betonung zu einer Haltung. Ich deute es als sowas wie "völlig" oder "komplett" (egal). Andere meinen, es wäre im Sinne von "eher" zu verstehen. Weiß nicht einmal, wie man das richtig schreibt. Wie ist Eure Meinung dazu?

Beste Grüße,
alles

27.12.2022 von SebD

Am meisten findet man in der Schreibweise "höda".
Hier auf der Seite findet man damit 2 Einträge:

höda - mehr, besser
https://www.volkswoerterbuch.at/wort/18040/hoeda

höda gefallen [ höda gfalln ] - besser gefallen, mehr gefallen
https://www.volkswoerterbuch.at/wort/15296/hoeda_g...

Viele Informationen gibt es dort aber auch nicht. Ich habe schon Infos dazu gesucht, hoffentlich komme ich in den nächsten Wochen dazu, etwas darüber zu schreiben.

Aber vielleicht kannst du noch etwas zur Aussprache von "heda" schreiben:
Wie wird das "e" ausgesprochen? Wie in Bett, in Reh, in Geld, oder einem anderen Wort?

28.12.2022 von alles

Grandios, ziehe meinen Hut vor Dir und bedanke mich für den treffsicheren Hinweis!
Das mit dem "heda" aufpassen (siehe erster Kommentar) verwendet die Person auch.

Für mich klingt das Wort ähnlich wie unser umgangssprachliche "neta". Um Deine Beispiele heranzuziehen, kommt das mit dem "Bett" ganz gut hin, weil das "e" kurz aber deutlich ausgesprochen wird.

14.04.2023 von SebD

Wegen der beschränkten Länge eines Kommentars (5000 Zeichen) ist der Text auf mehrere Teile aufgeteilt.

Teil 1:
Ich würde die Aussprache ja mit "häder" oder "häda" wiedergeben, aber ich habe fast nur die Schreibweise "höda" gefunden.

Aus einem Bericht über eine Veranstaltung zum Advent:
OÖN, 30.11.2015, S.13
Höda de Kassn nia schebban ...
Text von Erich Glück zum Lied „Süßer die Glocken nie klingen“

Aus der Dialekt-Kolumne der OÖN, 25.5.2022
„Je öda, je höda
Je älter, desto besser/mehr

Den Reim „öda (=älter) - höda“ findet man öfter, hier weitere Beispiele:

Sankt Martin Aktuell, Gemeindezeitung (St. Martin im Mühlkreis, Bzk. Rohrbach)
Ausgabe 1/2022, S. 58, Gedanken von A. B.:
...
Då frei` i mi weit höda
waun´s Fruahjoah´ wieda kimmt,
wei: is´ ma a weng öda,
daun taugt oan‘ des bestimmt.
...

https://www.sankt-martin.at/system/web/GetDocument...

Ein Lesergedicht in einer Gratiszeitung von R.F., St. Agatha (Bzk. Grieskirchen)
Tips Eferding/Grieskirchen, 1. Woche 2021, S.24:
...
Ja, je öda das ma wird
umso höda ma des gspiat.
...
Dua net z´fü denga
net z´fü siniern
hab höda stad .... dann wirst as gspian!!

https://www.tips.at/pdf/2021/01/TIE/tips-eferding_...

2019 hat vermutlich dieselbe Autorin (R.F., St. Agatha, Bzk. Grieskirchen) die Schreibweise "häda" verwendet.
Aus dem Prospekt einer Handelskette, von Herbst 2019:
DA HERBST!
...
Ma stöd se auf des Restliche ei,
wird a im Lebm net anders sei,
und je öda dass ma wird,
umso häda ma des gspiad!
...

https://griassdi.nahundfrisch.at/de/Y3LRFgCZ/witz-...

Von einer Seite über das Mostviertel (NÖ):
höda oda hödiga - eher
-hödiga oder höda- heißt -eher- z.B.: Es wird gesagt, wenn einer etwas besser kann als der andere:
Der kaou’ däs vielleicht -hödiga oder höda-. Heißt: Dieser kann vielleicht das -hödiga oder höda-.

Text des Hörbeispiels:
Ich meine, es wird „höda“ finster, bevor wir mit dem Heuen fertig werden.
Im Hörbeispiel bedeutet „höda“ auch „eher“, aber im zeitlichen Sinn („früher“).
https://www.mostwiki.at/hoeda-oda-hoediga

„höda“ wird als Komparativ verstanden, als Superlativ findet man „am hödan“.

Aus einem Mundartgedicht von S.H., Vorchdorf (Bzk. Gmunden, im Nordosten des Bezirkes)
zum vereinslebn
...
und de fähigkeit lernst am hödan gwiss,
in an verein, wo’s gsölli is.
...

http://www.franzstelzhamer.at/dbAuswahl.php?idauto...

Leserkommentar im Standard v. 1.1.2023:
A guads neichs (Tennis)Joar 2023 wünsch i eng olle. Bsondas an de Suderhefn. De wearns am hödan braucha. ;-P
https://derstandard.at/permalink/p/1102697777

Anfrage in einem Fußballforum, von 2006:
weiß eigentlich jemand woher "am hödan" kommt? (in einem satz "waun de gaudi am hödan is, kimmt a modasch und verschiabt oise in spam-fred")
Der Beispielsatz soll vermutlich bedeuten: „Wenn die Gaudi am größten ist, kommt ein Moderator und verschiebt alles in den Spam-Thread“. Antwort hat es keine gegeben. Im Posting davor hat der User etwas über den Tanktourismus zwischen Schärding und Neuhaus (D) geschrieben, also wird er vermutlich aus der Gegend kommen. Aus der Gegend bin ich auch, aber diese prädikative Verwendung ist mir ziemlich fremd.
https://www.austriansoccerboard.at/topic/41814-svr...

Falls die Weiterleitung nicht funktioniert, hier der Link als Text:
https://www.austriansoccerboard.at/topic/41814-svr-vs-wacker-innsbruck/page/14/#comment-1153339

14.04.2023 von SebD

Teil 2:
Eine andere Superlativbildung erfolgt mit einem Präfix „aller-“.

Aus einem Mundartgedicht von F.C.H., St. Veit im Mühlkreis (Bzk. Rohrbach)
Ban Vogöhäusl
Jeden Tag in aller Fruah
geht´s schon ban Vogöhäusl zua.
D´Gümpön san die Allerhödan,
se glaub´n ea g´hert die ganze Welt,
do d´Spatz’n, eh’a net de Bledan,
hab´n se scharweis zuwi g´sellt
...

http://www.franzstelzhamer.at/dbAuswahl.php?idauto...
Wie rein der Reim „Allerhödan - net de Bledan“ ist, weiß ich nicht.

Aus der Vereinschronik des Musikvereins Waizenkirchen (Bzk. Grieskirchen):
Von 2.-5. Juni 1983 ... Frühschoppen im Zelt mit den „Hartkirchner Buam“ und den „3 Ollahödan“, ...
https://www.musikverein-waizenkirchen.at/vereinsch...

Bericht von einer Stocksportveranstaltung, v. 8. Februar 2016:
Die Stocksportler des Bezirkes Ried/I. ...
Die weiteren Ränge: 5. LJ Hohenzell1 und die 4 Ollahödan (Taiskirchen), ...

https://www.meinbezirk.at/ried/c-sport/1-bezirks-j...

Bericht über das Ergebnis einer Ortsmeisterschaft im Luftgewehrschießen in Aistersheim (Bzk. Grieskirchen), v. 19.1.2020
Erster wurden „Die Prähofers“, Rang zwei belegten „Die Ollahödan“ und Platz drei ging an die SPÖ.
https://www.tips.at/nachrichten/grieskirchen/sport...

Zur Bedeutung:
Die Bedeutung ist mir nicht in allen Beispielen klar. Wie ja schon im Anfangsposting (22.12.2022 von alles) gesagt wurde, gibt es unterschiedliche Meinungen über die Bedeutung.
In dem Hörbeispiel aus dem Mostviertel wird „höda“ als „eher, früher“ im zeitlichen Sinn verwendet. Bei dem Gedicht über das Vogelhäuschen könnte auch gemeint sein, dass die Gimpel die ersten in der Früh sind, die aktiv werden. Aber was es bedeutet, wenn sich Leute "die Allerhödan" nennen, ist eine andere Frage. Die „Allerhödan“ sind für mich eine Scherzbezeichnung. „höda“ ist eine Verstärkung, „aller-“ noch einmal eine Verstärkung, aber es wird nicht gesagt, von was.

Die Beispiele kommen, soweit sie sich geographisch zuordnen lassen, aus einem Streifen südlich der Donau, vom Mostviertel bis zum unteren Innviertel (Schärding), und daran anschließend nördlich der Donau aus dem oberen Mühlviertel (Bzk. Rohrbach), wobei es eine Häufung in den Bezirken Grieskirchen und Rohrbach gibt.

14.04.2023 von SebD

Teil 3:

Literatur:
Allzu viel findet man darüber nicht in der Literatur.

Im Wörterbuch des Oberösterreichers Höfer von 1815 gibt es einen Artikel (Band 2, S.60):
hölder; lieber, vielmehr. Ein unter dem Volk sehr gewöhnlicher Ausdruck, z.B. komm bald zu mir, hölder heut, als morgen; voriges Jahr hat es weit hölder geregnet, als heuer; wenn mir der Bub nur hölder folgen wollte, d.i. gehorsamer wäre!
Von hold, lieb: so fern das Subjekt Neigung oder Fertigkeit hat, etwas zu thun, z.B. die Witterung zu regnen, der Sohn zu gehorsamen. Also gleichfalls von halden, helden, neigen (s. Hold).

https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb1058384...

Ab S.23 gibt er eine Erklärung für die Partikel "halt".
https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb1058...

Höfer sieht bei "hölder" eine Bedeutung "lieber" und leitet es von "hold" ab. Er sieht keinen Zusammenhang mit "halt".

Jungmair/Etz, Wörterbuch zur OÖ.Mundart, 1978:
S.116:
hä(l)der, eher, weiter, lieber; mehr, überaus. Geh h. an! Es wár schon h. (besser), wannst erst morign fahrást; am hä(l)dern am meisten; es wurdt wohl zán hä(l)dern sein, wannst ... - h. ist Steigerung (mit Umlaut) von > hald.
Unter "he(l)der" und "hö(l)der" wird auf "hä(l)der" verwiesen.

In einem Buch aus dem Jahr 1970 wird im Titel die Schreibweise "hölder" verwendet:
Wia ölder - wia hölder: Ernste und heitere Mundartgedichte
Wilhelm Schaumberger
Vereinsdruckerei Steyr, 1970

https://books.google.at/books?id=f0fZAAAAMAAJ
Was der Titel vermutlich bedeutet, wurde ja schon in einem Beispiel weiter oben erklärt.

Für die mir bekannte Aussprache mit "ä" habe ich aber auch einen Fürsprecher gefundenm, und sogar einen ziemlich prominenten.
In den Büchern von Stelzhamer gibt es meistens einen Anhang, in dem Mundartwörter erklärt werden. In drei Büchern, von 1851 bis 1855, gibt es dabei gleichlautend einen Eintrag:
hälder, Comp. von hald, mehr, besser u. dgl.
Weil die Weiterleitung auf die Seiten vermutlich nicht funktioniert, hier nur jeweils ein Link zum Buch. "hälder" dann bitte selber mit der Suchfunktion suchen.
1851: https://books.google.at/books?id=aD87AAAAcAAJ
1854 (gleicher Text): https://books.google.at/books?id=pD87AAAAcAAJ
1855: https://books.google.at/books?id=uJddAAAAcAAJ

Laut Suche kommt "hälder" in diesen Büchern aber nur im Anhang, nicht im Text vor. Es kommt aber in einem früheren Buch vor:
Politische Volks-Lieder, 1848
https://books.google.at/books?id=LPBkAAAAcAAJ
S.30:
Des Kaisers Rückkehr
...
Und à wann màn ham böthen
So lang undàhert,
Und à wann er iezt kimmt,
Weils dà Reichstag begehrt;

Sàn mà denà voll Freuden
Und froh, daß màn ham;
Ebbà geht in Regiern
Wieder hälder was zam!?
...
Linz, 20. August 1848

Ich verstehe den Satz so:
(Wenn der Kaiser wieder in Wien ist,) geht vielleicht beim Regieren wieder mehr weiter.

(Zum Hintergrund: Im Gedicht ist von der Sommerfrische in Innsbruck die Rede. Tatsächlich war Kaiser Ferdinand im Mai 1848 wegen der unsicheren Lage in Wien nach Innsbruck geflohen. Im August kehrte er nach Wien zurück. Ich vermute, dass er auf der Rückreise in Linz Station gemacht hat, und dass das im Gedicht beschrieben wird.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ferdinand_I._(%C3%96... )

Bitte um Infos, einerseits zur Aussprache, andererseits zur Verbreitung, speziell ausserhalb des von mir oben angegebenen Gebietes.

07.04.2024 von Pernhard

Schmeckerte?
In der Kleinen Zeitung bin ich gerade drüber gestolpert, aber offenbar gibt es den Begriff als österr. Wein-Kategorie schon etliche Jahre, da die seltsame Wortbildung in mehreren Preisverleihungen im Web auftaucht. Wer weiß Genaueres über Bildung, Zeit, Ort und Verwendung? Das Wort wirkt ja wie ein 2. Mundart-Konjunktiv ( es schmeckat = es würde schmecken), der zu einem Nomen im Plural gemacht wurde.

09.04.2024 von SebD

Pernhard,
du hast diesen Kommentar an der falschen Stelle eingetragen.
Das hier ist eine Diskussion über heda/höda/häda.

Für deinen Kommentar müsstest du ein neues Thema beginnen. Dazu musst du in eine Rubrik gehen und dann ganz nach unten scrollen. Dort gibt es einen Bereich "Neues Thema" mit der Auswahlmöglichkeit "Diskussion" oder "Frage".

Dein Kommentar passt eher in die Rubrik Grammatik
https://www.volkswoerterbuch.at/thema/18/grammatik...

Auch an alle anderen:
In dieser Diskussion bitte keine weiteren Kommentare zu "Schmeckerte".

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Österreichisches Deutsch bezeichnet die in Österreich gebräuchlichen sprachlichen Besonderheiten der deutschen Sprache und ihres Wortschatzes in der hochdeutschen Schriftsprache. Davon zu unterscheiden sind die in Österreich gebräuchlichen bairischen und alemannischen Dialekte.

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Außerdem umfasst ein umfangreicher Teil des speziell österreichischen Wortschatzes den kulinarischen Bereich.

Daneben gibt es in Österreich abseits der hochsprachlichen Standardvarietät noch zahlreiche regionale Dialektformen, hier insbesondere bairische und alemannische Dialekte. Diese werden in der Umgangssprache sehr stark genutzt, finden aber keinen direkten Niederschlag in der Schriftsprache.